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Nirgends gibt es so viele Charakterklischees wie im Fantasy-Genre:
Vampire sind immer attraktiv und extrem anziehend für das andere Geschlecht. Orks sind dumme und aggressive Kriegstreiber, die Gewalt mehr als alles andere verherrlichen. Elfen sind Alleskönner und jeder anderen Spezies in allen Aspekten überlegen.

Um dieses Thema genauer zu betrachten, schauen wir an, mit welchen Eigenschaften ein klassischer Fantasy-Zwerg häufig assoziiert wird:
• klein
• goldgierig
• behaart & bärtig
• handwerklich begabt
• vertragen viel Alkohol
• mürrisch
• Geschichtenerzähler
• lustig
• loyal
• geerdet
• stämmig & zäh
• tragen meistens schwere Rüstungen & viel zu große Nahkampfwaffen
• ein wenig langsamer durch die kurzen Beine
• vorlaut
• direkt
• Magieabneigung

Diese Begriffe lassen sich einem stereotypischen Zwerg zuordnen, aber ist dies etwas Schlechtes?
Hier sollte die Antwort ganz klar nein lauten, denn sowohl beim Pen & Paper als auch beim Geschichtenlesen/-schreiben assoziiert man ganz automatisch bestimmte Charaktere mit gewissen Eigenschaften.
Was nicht bedeutet, dass alle Zwerge in diese Kategorien fallen müssen!

Anstatt gegen Klischees anzukämpfen, sollte man sich diese lieber zunutze machen, um auf ihrer Basis interessante Charaktere zu erschaffen.
Hierbei reichen schon ein paar kleine Anpassungen, sodass ein klassischer Zwerg aus der Menge hervorsticht.
Ein herausragendes Beispiel hierfür ist Varric, welcher der absolute Fanliebling aus der Dragon Age Spielreihe ist.

Für alle, die Varric nicht kennen, bilden wir ihn kurz ab, denn durch offensichtlich abgeänderte Kleinigkeiten wurde aus ihm ein individueller und besonderer Charakter:
Er trägt weder einen Bart noch eine schwere Panzerung, sondern ist in elegante Kleidung gehüllt, die seine breite behaarte Zwergenbrust zur Geltung bringt.
Außerdem bevorzugt er im Kampf eine Armbrust und obwohl er ebenfalls eine gewisse Goldgier an den Tag legt, folgt er einem Moralkodex, sodass er nicht alles für Gold eintauschen würde.
Charakterlich kann man ihn als charismatischen, charmanten Schurken bezeichnen, welcher loyal zu seinen Gefährten steht und als herausragender Geschichtenerzähler immer für lustige Unterhaltung sorgt.

Sowohl in der eigenen Spielergruppe beim Pen & Paper als auch bei einer Charaktergruppe in einer Geschichte sollte man auf Diversität achten.
Eine Zusammensetzung verschiedener Charaktertypen und daraus resultierende Konflikte zu verfolgen, ist interessanter als eine Gruppe von Klonen, die kaum voneinander unterscheidbar sind und immer dieselben Ansichten haben.
Dabei sei trotzdem angemerkt, dass beim Geschichtenschreiben stets die Handlung im Vordergrund steht, daher sollte man überflüssige Charaktere, die keinen wirklichen Mehrwert haben und nur eingeführt wurden, um irgendeine Quote zu erfüllen, grundsätzlich lieber streichen.

Ein Beispiel für eine sehr homogene Gruppe desselben Charaktertyps findet man in der kleine Hobbit. Hand aufs Herz an alle, die das Buch gelesen haben, konntet ihr die dreizehn Zwerge gut voneinander unterscheiden? Wir hatten da nicht nur wegen der ähnlichen Namen, sondern auch aufgrund desselben Charakterdesigns unsere Schwierigkeiten. Durch die Visualisierung und den Ausbau der Vorlage in der Filmadaption konnte man die Charaktere zwar besser kennenlernen, dennoch war es schwierig, jederzeit alle dreizehn Zwerge zu unterscheiden.
Vergleicht man dies mit den neun Gefährten der Herr der Ringe-Trilogie, dann ist ihre Gruppenzusammensetzung eine ansprechendere Mischung aus verschiedenen Charakteren. Obwohl zwei davon Menschen sind und es sogar vier Hobbits gibt, so grenzen sich die einzelnen Charaktere durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten sehr klar voneinander ab.